Hawaii

Hawaii und die Huna-Lehre
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Ende 2004 reiste ich mit einer Freundin nach Big Island, Hawaii. Dort nahmen wir an einem sogenannten „Seawater Cleanse“ teil, den Dr. Anna Wirgler, eine der Trotula-Gründerinnen, leitete.
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Es ist dies eine neuntägige Darmreinigungskur mit Meerwasser und einer bestimmten Fastendiät. Es war von Beginn an wunderbar! Wir wohnten in einem Haus, das ganz aus Lavasteinen erbaut war, auf einer Anhöhe mit Blick auf den Pazifik. Täglich fuhren wir an den Strand zum Haus von Auntie Margret, einer hochverehrten LomiLomi Therapeutin, durften dort die Sauna benutzen und im Meer schwimmen. Als einziges Buch hatte ich „Haifischfrauen“ von Kiana Davenport im Gepäck. Nichts wäre für meinen Aufenthalt besser geeignet gewesen – die Autorin ist selbst hawaiianischer Abstammung und die Handlung spielt auf Big Island und Moloka´i. Nach und nach verstand ich die ganze Tragik der historischen Ereignisse, die „Entdeckung“ Hawaiis durch Captain Cook, das Aufeinanderprallen zweier völlig verschiedener Lebensweisen und die typische Infiltration und Abwertung der einheimischen Gesellschaft, bis zum Höhepunkt, der gewaltsamen Übernahme der Regierung und der Rücktritt der Königin Lili´uoukalani, die damit ein noch schlimmeres Blutvergießen vermeiden konnte.
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Die weißen Händler hatten gesiegt und endgültig die Oberhoheit über Land und Gesetz. Die weisen Heiler, Schamanen, Lehrer und Hüter des uralten Wissens waren teilweise ausgerottet und ohne Nachfolger, aber einige hatten sich in die Berge zurückgezogen. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass mithilfe von Kindern der einstigen Eroberer diese alte Kultur wieder an Bedeutung gewann. Einer davon ist Serge Kahili King, der mit seinem Buch „Der Stadtschamane“ vieles davon der Öffentlichkeit zugänglich machte. Es heißt, die hawaiianischen Inseln wären Teil des viel größeren, untergegangenen Kontinents Lemurien. Die Märchen und Sagen zeugen von einer sehr mystischen Kultur, vom Leben mit der Natur und handwerklichem Geschick.
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Nach meiner Rückkehr beschäftigte ich mich intensiv mit den „drei Selbsten“ und den sieben „Huna-Prinzipien“. Es sind geistige Gesetze, die sich wohl in allen Lehren finden, aber dieser spezielle Hawaiizusammenhang macht sie für mich so faszinierend! Ich hatte auf Big Island ein ganz spezielles Erlebnis mit einem Philodendron: das Lavahaus war an drei Seiten von Urwald eingeschlossen. Ich ging allein spazieren und plötzlich fiel mein Blick auf eine riesige Pflanze, die mir bekannt vorkam. Es dauerte ein paar Sekunden, bis mir klar wurde: das ist ein Philodendron – und ich habe so eine Pflanze zuhause, wo sie zwölf Blätter hat und vielleicht zwei Meter hoch ist. Aber diese hier ist wie ein riesiger Baum! Unglaublich, dass unter günstigen Bedingungen ein derartiges Wachstum möglich ist! Ich bestaunte und bewunderte ihn ausgiebig und ein Gedanke kam mir in den Sinn: wenn in dieser Pflanze so ein Potential steckt, wie ist es dann mit allen anderen Pflanzen? Und wie ist es mit uns Menschen? Welches Potential an Schönheit, Vollkommenheit, Liebe und Fülle steckt denn in UNS? In welche geistigen, künstlerischen und intellektuellen Höhen können WIR wachsen?
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Unsere ganzen Probleme mit Ressourcenknappheit, Energieverschwendung, Umweltverschmutzung, Gewalt und Lüge – nichts davon ist nötig und nichts davon ist unsereiner würdig – wir sind Wesen mit einem unglaublichen Potential und all diese Probleme könnten wir im Handumdrehen lösen, wenn wir nur einen kleinen Teil dieses schlummernden Potentials weckten!
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Diese Erkenntnis war nicht nur rein intellektuell, nein, ich spürte es im ganzen Körper, ein Vibrieren und eine Freude – und ich war erfüllt von einer riesengroßen Liebe zu Mutter Erde, die gerade auf Hawaii ihre ganze Schönheit und Lieblichkeit zeigt! Ich werde das nie vergessen und ich kann es mir immer wieder herholen – welch ein Geschenk!
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Über die drei Selbste las ich erstmals in dem Buch „Kahuna Magie“ von Max Freedom Long. Demnach besteht das menschliche Wesen aus drei Geistwesen, dem Unihipili oder niederem Selbst, dem Uhane oder mittlerem Selbst und dem Aumakua oder Höheren Selbst. Erinnert das nicht sofort an das freudsche Es, Ich und Überich? Doch anders als bei Freud wird hier die Spirituelle Ebene mit einbezogen – Aumakua ist das „Höchste Elterliche Selbst“ – eine Art Schutzengel, höchst wohlwollende Ahnen, die uns beschützen und leiten, wenn wir die Verbindung mit Ihm haben.
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Und es erinnert mich an den Begriff Ishvara aus der Yoga-Philosophie, über den Swami Vivekananda sagt: „Ishvara verkörpert den höchsten Begriff, den der menschliche Geist erfassen und das menschliche Herz lieben kann“. Kein drohendes, forderndes Überich, vor dem man sich fürchten muss, sondern liebevolle Führung.
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Ich war so inspiriert von diesem Land, von dieser Kraft und dieser Weisheit, dass ich nach meiner Rückkehr Abende zum Thema „Huna-Bewußteseinsschulung“ anbot, wo wir spielerisch an den drei Selbsten und den Huna-Prinzipien arbeiteten. Bis heute begleitet mich die Weisheit Hawaiis und die Schönheit dieser Inseln lässt mich die Schönheit meines eigenen Landes deutlicher sehen.
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Hier sind die Huna-Prinzipien nach Serge Kahili King aus dem Buch „Der Stadtschamane“:
IKE – die Welt, ist wofür wir sie halten
Wenn ich glaube, die Welt ist ein Ort des Grauens, dann ist sie das für mich. Eigentlich lebt jeder in einer eigenen Welt, wie in einer Blase, und Menschen mit ähnlichen Glaubensmustern ziehen sich an.
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Wenn ich glaube, die Welt ist wunderbar und ich kann sie noch schöner machen, so ziehe ich ähnlich gesinnte Menschen an.
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KALA – es gibt keine Grenzen
Natürlich gibt es Grenzen in der physischen Welt – aber ist das alles? Sind wir nicht Geistwesen, die einen Körper besitzen? Der Glaube versetzt Berge – und wer soviel Glaube hat, wie ein Senfkorn, kann dies tun. Ein Senfkorn hat das Potential einer großen Pflanze in sich, so wie wir das Potential eines erleuchtenden Wesens in uns tragen – und dessen Kraft ist grenzenlos.
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MAKIA – Energie folgt der Aufmerksamkeit
Where energy flows, energy goes – dieses Prinzip dringt langsam mehr und mehr durch und wird für persönliche Vorteile verwendet – solange die Erkenntnis noch nicht erwacht, dass wir alle miteinander verbunden sind und es niemanden wirklich gut gehen kann, wenn andere leiden. Dieses Gesetz gibt uns enorme Macht in die Hand – heilende und zerstörende Macht. Es lohnt sich, darüber zu kontemplieren!
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MANAWA – jetzt ist der Augenblick der Macht
Eckhart Tolle hat ein ganzes Buch zum Thema „Jetzt – die Kraft der Gegenwart“ geschrieben und viele Menschen damit inspiriert. Ein einfaches Beispiel: ich kann bis vor einer Sekunde geglaubt haben, ich sei klein und schwach – und JETZT höre ich auf damit – wer sollte mich hindern? Nur ich selbst, oder? Eigentlich ist es immer nur jetzt, oder hat schon jemand außerhalb davon gelebt? Was gestern war, ist vorbei und es zählt nur, was ich jetzt damit anfange.
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ALOHA – Lieben heißt, glücklich sein mit…
Je mehr wir glücklich sind, mit dem, was und wer gerade da ist, desto mehr Liebe existiert. Je mehr das Urteilen abnimmt, desto mehr nimmt Liebe zu. Nicht umsonst gilt Hawaii als so wunderbar – der Aloha-Spirit kommt von dort und lebt immer noch.
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MANA – alle Macht kommt von innen
Ich habe die Macht, mein Leben als glücklich oder unglücklich zu sehen, an eine äußere oder an meine innere Autorität zu glauben.
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PONO – gut und richtig
Dieses Prinzip besagt, dass je nach Zweck das richtige Mittel pono ist – einmal kann lautes Schreien ein andermal Schweigen das richtige sein. Wichtig ist, dass es wirkt und seinen Zweck erfüllt, im Sinne von „jedes Problem hat mehr als eine Lösung“.
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Das Hunawissen hat meiner Ansicht nach viele moderne Philosophien und Heilmethoden inspiriert – Sigmund Freud und Rudolf Steiner waren Zeitgenossen von Max Freedom Long, ebenso Eileen und Peter Caddy, die Begründer der Findhorn-Community.
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